Mythos Berliner Stadtname – die Geburt einer legendären Stadt (5)

Als Gründungsdatum von Berlin gilt offiziell der 28. Oktober 1237. Doch in diesem Jahr wird nur das kleinere Cölln urkundlich erwähnt, nicht aber Berlin. Über die Anfänge der beiden Städte ist ohnehin nicht viel bekannt. Ihr Ursprung liegt quasi im Dunklen. Schuld daran: ein Stadtbrand. Bei meinen Recherchen zur Frage: Woher stammt der Name Berlin? stoße ich auf viele Mythen und Geheimnisse. Wie Berlin zur legendären Großstadt wurde verrate ich euch jetzt.
DIE ENTSTEHUNG BERLINS IN ZAHLEN
1237
Gründung der Stadt Cölln an der Spree
1244
erstmalige urkundliche Erwähnung von Berlin
1307
Vereinigung der beiden Kaufmannssiedlungen
Gebaut wird eine gemeinsame Stadtmauer. Berlin-Cölln bildet nach außen hin eine Einheit, trotzdem behalten beide Städte ihre eigenen Verwaltungen. Zur Gründungszeit Berlins – Ende des 12. Jahrhunderts und Anfang des 13. Jahrhundert – gibt es im Umland auch andere eigenständige Siedlungen: Spandau und Cöpenick beispielsweise.
1920
große Stadtreform
Das Stadtgebiet wächst mit einem Schlag von 66 km² auf 878 km² an. Abgesehen von der zwischenzeitlichen Teilung Berlins hat sich an dieser Ausdehnung bis heute nicht viel geändert. 7 umliegende Städte: Berlin-Lichtenberg, Berlin-Schöneberg, Berlin-Wilmersdorf, Charlottenburg, Neukölln, Spandau und die Stadtgemeinde Cöpenick, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke werden in die Stadt Groß-Berlin eingemeindet. Die damit auf einen Schlag 3,8 Millionen Einwohner hatte. Nach London und New York war Berlin dadurch die bevölkerungsreichste Stadt der Welt.
GEBURTSSTUNDE: UNBEKANNT
Doch gehen wir noch einmal zurück zu den Anfängen. Schriftliche Zeugnisse – etwa eine Gründungsurkunde – sind sehr wahrscheinlich beim Stadtbrand von 1380 vernichtet worden. Auch wenn Berlin erstmals am 26. Januar 1244 in einem Schriftstück erwähnt wird, so gilt 1237 als das Geburtsjahr der Stadt. Schließlich wuchsen Berlin und Cölln 7 Jahre später zusammen.

Ein bei Ausgrabungen gefundener Eichenbalken – vermutlich aus dem Jahr 1183 stammend – würde die Stadt ohnehin nochmal 54 Jahre älter machen! Aber das erzähle ich euch nur am Rande.
ERSTER STADTPLAN
Das WANN ist uns zwar nicht bekannt, zumindest aber das WO. Die Doppelstadt Berlin-Cölln hat ihren Ursprung auf der heutigen Museumsinsel. Hier entstanden die ersten Häuser, der erste Markt und die erste Kirche. Wie man auf diesem Kartenausschnitt – dem ältesten gedruckten Plan von Berlin – aus dem Jahr 1652 sehen kann. Ein Kupferstich von Merian nach J.G. Memhard. Auf ihn stoße ich in einem kleinen Antiquariat für Landkarten. Doch dazu später mehr.

Im Mittelalter war der nördliche Teil der Spreeinsel noch sumpfige Flussaue. Währenddessen auf dem höher gelegenen Südteil die Stadt Cölln entstand.
Das Berliner Schloss mit dazugehörendem Garten im Norden – deutlich sichtbar auf der Karte – wurde erst sehr viel später gebaut. Es stand übrigens auf einem hölzernen Fundament. Was dem Baugrund geschuldet ist. Bei ersten barocken Umbauten griffen die Bauherren auf die Pfahlbauweise zurück. Mit etwa 300 gut angespitzten Kiefern, geschlagen in den Wäldern Brandenburgs. Sie wurden damals in den Boden gerammt, sind inzwischen aber entfernt. Denn der Schloss-Neubau setzt auf Beton statt Holz. Nur im Südosten sollen Kellergewölbe mit den darunter stehenden Pfählen erhalten bleiben. Sie werden in einem archäologischen Fenster gezeigt.
Ja, Berlin steht auf Sand und Sumpf. Diese “böse Überraschung” kommt bei fast jedem Bau der restauriert wird zum Vorschein.
BERLINS „UR-BEWOHNER“
Die eigentliche Geschichte der Stadt Berlin beginnt zwar erst im 13. Jahrhundert, aber natürlich gab es in dem dünn besiedelten Land an der Spree schon vorher Menschen, die sich hier niederließen. Dazu noch ein historischer Fakt, der auch mich sehr überraschte. Die Schwaben haben Berlin nicht erst in der Neuzeit erobert und “besiedeln” heute vor allem den Prenzlauer Berg.
Wäre alles anders gekommen, würden wir auf den Straßen der Hauptstadt keinen Berliner Dialekt hören, sondern schwäbisch miteinander sprechen. Denn der erste Volksstamm, der hier lebte – ein Stamm der germanischen Schweben namens Semnonen – wanderte im 4. und 5. Jahrhundert Richtung Süddeutschland aus.
Nach ihnen kamen die Burgunder, gefolgt von slawischen Stämmen. Die Besiedlung des heutigen Berliner Gebiets durch die Slawen begann übrigens zu Beginn des 8. Jahrhunderts. Jedoch entstand die Stadt – wie ihr inzwischen wisst – nicht aus einer slawischen Vorgängersiedlung. Sondern aus mehreren Siedlungen, die sich auf beiden Seiten der Spree befanden.
Schließlich wurde das Gebiet von deutschen Königen erobert. Der Rest ist Geschichte. Berliner und Hohenzollern Geschichte. Die Hohenzollern herrschten mehr als 500 Jahre lang über Berlin. Erst mit dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, der ab 1640 regierte, begann der Aufstieg zur Hauptstadt. Außerdem schuf er den brandenburgisch-preußischen Staat. Seine Nachfahren – vor allem der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., der Alte Fritz – machten Berlin im 18. Jahrhundert zur Großstadt.
Doch der Reihe nach. Im sechsten Teil Mythos Berliner Stadtname – das alte Berlin (6) erfahrt ihr mehr über Berlins erste Stadtkarte und antike Reiseführer.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Mein Tipp für Fans der Berliner Stadtgeschichte: Wer sich über Berlin informieren will, sollte unbedingt einen Besuch im Ephraim-Palais einplanen. Allein schon die Geschichte dieses repräsentativen Gebäudes ist spannend. Genauso wie die beiden Holzmodelle, die Berlin in den vergangenen Jahrhunderten zeigen. Aber auch im Märkischen Museum gibt es Wissenswertes und viel zur Geschichte der Hauptstadt!