Mythos Berliner Stadtname – das alte Berlin (6)

Mythos Berliner Stadtname – das alte Berlin (6)

Erster gedruckter Stadtplan Berlins von 1652

Berlin war einst ein sumpfiger Ort. Wörtlich übersetzt heißt der Stadtname genau das. 

Ich wollte die wasserreiche Umgebung von Berlins historischer Mitte mit ein paar Foto-Impressionen festhalten. Und machte mich auf ins Nikloaiviertel. Soweit mein Plan, doch es kam anders. Nur wenige Meter von der berühmten Nikolaikirche entfernt bleibe ich stehen. Und tauche ein in eine Welt alter Stadtpläne und Karten der Spreemetropole.

ALTE STADTKARTEN VON BERLIN

Ich gehe hinein in das Antiquariat Struck und fühle mich wie in einem kleinen Museum. Überall hängen alte Stadtansichten und Landkarten an den Wänden. In Vitrinen sind wertvolle Bücher mit kunstvollen Zeichnungen. Mich interessieren vor allem alte Stiche, Grafiken und Landkarten, die Berlin zeigen.

Mit dem Verkäufer komme ich schnell ins Gespräch, denn das Fotografieren ist drinnen ausdrücklich verboten. Ich erkläre meine Recherchen zur Namensherkunft der Stadt und darf einige ausgewählte Schätze nicht nur fotografieren, sondern sie sogar in der Hand halten. Meine Glücksgefühle dabei kann ich kaum in Worte fassen.

DIE ERSTE LANDKARTE VOM ALTEN BERLIN

Berlins ältester gedruckter Stadtplan von 1652 – den ich euch schon im letzten Teil Ausschnittsweise gezeigt habe – kostet 650 Euro. Gemessen an den Preisen für manch anderes Juwel in dem Geschäft ein Schnäppchen. Viele Berlin Stadtpläne die es hier gibt kosten 2.000 oder 5.000 Euro und mehr.

Tatsächlich geht mir bei solchen Schätzen das Herz auf. Das aber hat mit einem ganz anderen “Wert” zu tun. Wenn ich bedenke, was diese Karten schon alles “erlebt” haben. Sie stammen aus einer Zeit, die wir uns heute kaum vorstellen können. Und in die ich manchmal gern – wenn auch nur für einen Augenblick – zurückreisen möchte.

Erster gedruckter Stadtplan Berlins von 1652
Erster gedruckter Stadtplan Berlins von 1652, Antiquariat Struck
Erster gedruckter Stadtplan Berlins von 1652 Kartusche und Legende
Erster gedruckter Stadtplan Berlins von 1652, Kartusche und Legende

Ob denn viele Touristen zur Kundschaft gehören, will ich wissen. Und ja, manche Berlin Touristen kommen herein, lassen sich die alten Stadtpläne zeigen, durchdenken ihren Kauf nochmal bei einem Mittagessen im Nikolaiviertel und erstehen am Ende die wirklich wertvollen Karten.

Sie sind echte Sammlerstücke. Auf die Frage, welchen Wert sie in ein paar Jahren haben, gibt es allerdings eine recht unbefriedigende Antwort: man weiß es nicht. Als Anlageobjekt also eignen sie sich nicht. Taucht irgendwo ein alter, verschollen geglaubter Satz der Karte auf, sinkt natürlich der Wert, bekomme ich erklärt.

“Wer nichts zeigt, kann auch nichts verkaufen.” ist die nette Antwort auf meine Frage, ob sich jeder Interessierte diese Schätze anschauen darf. Übrigens gibt es nicht nur von Berlin wunderschöne Stadtansichten, sondern auch von vielen anderen Städten.

Antiquariat Struck Innenaufnahme

Am Ende kaufe auch ich mir die älteste Karte Berlins. Zwar nicht im Original doch als Postkarte ist sie auch für meinen Geldbeutel erschwinglich. Und so steht das alte Berlin jetzt in guter Nachbarschaft zu einem alten Berlin Reiseführer in meinem Wohnzimmer.

Berlins erste gedruckter Stadtplan als Postkarte

ANTIKER REISEFÜHRER

Apropos Reiseführer. Diesen gibt es – verschlossen hinter Glas – ebenfalls im Antiquariat. Nur wird er dort etwas anders angepriesen. Als “Beschreibung der äußern und innern Merkwürdigkeiten der Königlichen Schlösser Berlin, Charlottenburg, Schönhausen in und bey Potsdam – ein Handbuch für Freunde und Einheimische”. Verfasst in altdeutscher Schrift, von 1796. Gewidmet ist er der “Königlichen Hoheit der Kronprinzessin Luise von Preussen”.

Antiquariat Struck Reiseführer 1796 Detail Kronprinzessin

Auch in diesem alten Juwel darf ich blättern und halte es mehr als vorsichtig in der Hand. Denn immerhin kostet es 1.950 Euro. Vielmehr als vom Preis aber bin ich vom Alter und dem Blick ein paar Jahrhunderte zurück beeindruckt. 

Mich strengt die altdeutsche Schrift mit der Zeit etwas an, also betrachte und fotografiere ich stattdessen lieber die kolorierten Kupferstiche im Buch. Sie zeigen Ansichten von Sanssouci, das große Schlütersche Portal im Schlosshof vom Stadtschloss und das Neue Palais in Potsdam.

Antiquariat Struck Reiseführer 1796 kolorierte Stiche

Der Buchrücken ist etwas verschlissen und zeigt natürlich Gebrauchsspuren, aber sonst ist das antike Stück in einem unglaublich gutem Zustand. Bedenkt man seine über 200 Jahre. Nach meinem vorsichtigen Durchblättern und kleinem “Fotoshooting” kommt die Kostbarkeit wieder zurück in die Vitrine.

Und damit endet mein Besuch in diesem zauberhaften Geschäft. Das ich jedem nur empfehlen kann. Sowohl für den großen wie auch den kleinen Geldbeutel.

Antiquariat Struck Reiseführer 1796

KLEINSTE STRASSE DER STADT BERLIN

Einmal herausgetreten steht ihr übrigens in der kleinsten Straße Berlins: der Eiergasse. Ihr Name verweist auf die früher am Molkenmarkt angebotene Ware.

Mit einer Länge von nur 16 Metern ist sie die kürzeste Straße der Hauptstadt. Nur zwei Häuser befinden sich in der engen Gasse: das Antiquariat Struck und das Restaurant „Zum Paddenwirt“.

Eiergasse Berlins kürzeste Straße
Eiergasse, Berlins kürzeste Straße

Ihr wollt mehr zur Geschichte Berlins erfahren? Dann seid gespannt auf den nächsten Teil, Mythos Berliner Stadtname – das Stadtzentrum und seine Hotspots (7).


WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:

Antiquariat Struck I Clemens Paulusch GmbH I Spandauer Str. 29, 10178 Berlin I zu finden auf Facebook und unter www.antiquariat-paulusch.de

Nikolaiviertel I Nikolaikirchplatz, 10178  Berlin I Informationen zum Viertel beim offiziellen Hauptstadtportal www.berlin.de 

Mein Tipp für Fans der Berliner Stadtgeschichte: Wer sich über Berlin informieren will, sollte unbedingt einen Besuch im Ephraim-Palais einplanen. Allein schon die Geschichte dieses repräsentativen Gebäudes ist spannend. Genauso wie die beiden Holzmodelle, die Berlin in den vergangenen Jahrhunderten zeigen.
Aber auch im Märkischen Museum gibt es Wissenswertes und viel zur Geschichte der Hauptstadt! Dieses Museum findet ihr nicht im Nikolaiviertel sondern hier: Am Köllnischen Park 5, 10179 Berlin. Und dann könnt ihr auch gleich einen Blick in den dortigen Bärenzwinger werfen.

Die Kommentare sind geschloßen.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du dich damit einverstanden.

Schließen