Mythos Berliner Stadtname – der Berliner Bär (2)

Mythos Berliner Stadtname – der Berliner Bär (2)

Bärenzwinger am Märkischen Museum Schwarzweiß-AufnahmeDIE STADTBÄREN

Überall in der Stadt hat der Berliner Bär seine Spuren hinterlassen. Er gehört einfach zur Kulturgeschichte. Berlin braucht seine Bären aber nicht nur im Stadtwappen, sondern auch als lebendiges Wappentier. Lebensgroß und lebensecht – das forderte der Berliner Journalist Wilfrid Bade in einem offenen Brief 1937 an den damaligen Oberbürgermeister.

“Uns fehlt was in Berlin. 700 Jahre tanzt nun der Berliner Bär und die Berliner sind immer stolz gewesen auf ihr braves Wappentier. Warum muss es immer nur auf Siegeln leben, Urkunden, Fahnentüchern und Wappen? Nein, wir Berliner wollen was Lebendiges, wir, die Einwohner der lebendigsten Stadt. Und so wollen wir, so hoffen wir, so bitten wir uns nachträglich ein Geburtstagsgeschenk aus, einen richtigen lebendigen, brummenden, tanzenden, schönen Petz. Ein Bär, ein Bärchen meinetwegen, dem wir Zucker geben können oder sonst etwas, der ans Gitter kommt, und die großen Pfoten durch die Stäbe steckt, und der eine lange rote Zunge hat, und eben – der Berliner Bär ist. Vielleicht könnte man ihm ein schönes Freigehege bauen…”

Die “BZ am Mittag” hatte mit der Veröffentlichung dieses Briefes ihre Schlagzeile und die Stadt bald darauf ihre Stadtbären.

Zwar gab es Bären bereits im Zoo, aber dem Verfasser schwebte wohl eine Art Symbolbär vor. Nun war Bade allerdings weit mehr als ein tierlieber Berliner, der letztendlich die Anregung zum Bau des Bärenzwingers gab. Er hatte gute Kontakte zur NS-Propaganda und sogar eine Anstellung in Goebbels’ neuem Propagandaministerium. Trotz allem muss man „anerkennen“: außenpolitisch war die Bärennummer ein echter PR-Erfolg.

DER BÄRENZWINGER

Bärenzwinger am Märkischen Museum Schwarzweiß-Aufnahme

Egal wer nun der Initiator war – seit 1939 lebten die Berliner Stadtbären im Bärenzwinger am Köllnischen Park. Unweit vom Märkischen Museum, acht Jahrzehnte lang. Die ersten Bären waren nebenbei bemerkt wirklich ein nachträgliches Geschenk der Stadt Bern zur 700-Jahrfeier Berlins: Urs und Vreni. Seit die letzte Bärin Schnute im Jahr 2015 starb, ist das Bärengehege allerdings verwaist.

 

Eine kleine Tafel informiert Besucher heute über die einstigen Bewohner und ihre Bedeutung im Wappen und Siegel der Stadt. Mehr dazu erfahrt ihr auch im ersten Teil: MYTHOS BERLINER STADTNAME – SIEGEL UND STADTWAPPEN (1).

Ich staune nicht schlecht als ich außerdem lese wie viele kleine Bären in Berlin-Mitte das Licht der Welt erblickten. 47 Bärenkinder – waschechter Berliner und Berlinerinnen also – darunter sogar eine Rieke! Sie aber lebt inzwischen im Zoologischen Garten von Buenos Aires, Argentinien. Fernab der Berliner Heimat.

Die Bärentradition der Stadt wird sogar jährlich zelebriert. Am 22. März, dem “Tag des Berliner Bären”. Eine Tradition die auf das Jahr 1280 zurück gehen soll. Ich aber lese auf der Info-Tafel neben dem Bärenzwinger das erste mal von solch einem Tag. Aber schön zu wissen.

DAS BÄRENSCHAUFENSTER IM TIERPARK BERLIN

Meine eigene Kindheitserinnerung an Bären verbinde ich mit dem Tierpark und dem dortigen Bärenschaufenster. Denn auf den Bärenzwinger am Märkischen Museum bin ich erst bei meinen Recherchen zu diesem Artikel gestoßen. Die Bären im Außengehege vom Berliner Tierpark waren für mich quasi allgegenwärtig, wenn wir mit unserem Trabant und später natürlich manch anderem Automobil daran vorbei fuhren. Oder im Tierpark spazieren gingen. 

Inzwischen aber gibt es auch hier keine Schwarzbären mehr. Sie finden sich nur noch als Relief im gleichnamigen U-Bahnhof Tierpark wieder. Dafür lebt Puna, die älteste Brillenbärin Europas im neu begrünten Gehege. Doch leider entdecke ich sie nirgends.

Im dritten Teil Mythos Berliner Stadtname – Wortherkunft (3) lüftet sich nun endlich das Geheimnis zum Namen BERLIN. 


WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:

Mein Tipp für Fans der Berliner Stadtgeschichte: Wer sich über Berlin informieren will, sollte unbedingt einen Besuch im Ephraim-Palais einplanen. Allein schon die Geschichte dieses repräsentativen Gebäudes ist spannend. Genauso wie die beiden Holzmodelle, die Berlin in den vergangenen Jahrhunderten zeigen.
Aber auch im Märkischen Museum gibt es Wissenswertes und viel zur Geschichte der Hauptstadt! Dieses Museum findet ihr nicht im Nikolaiviertel sondern hier: Am Köllnischen Park 5, 10179 Berlin. Und dann könnt ihr auch gleich einen Blick in den Bärenzwinger werfen. Oder aber von dort Berlin auf dem Wasserweg erkunden. In der Nähe gibt es einige Schiffsanlegestellen. 

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