Mythos Berliner Stadtname – Siegel und Stadtwappen (1)

Mythos Berliner Stadtname – Siegel und Stadtwappen (1)

Berliner Stadtplan 1737 Antiquariat Struck

DIE JUNGE RIEKE UND DIE JUNGE STADT BERLIN

Berlin hat eine bewegte Vergangenheit, vergleichbar mit keiner anderen Metropole Europas. Die Stadt erlebte glorreiche Epochen, aber auch dunkle Zeiten – vor allem im 20. Jahrhundert. Dabei ist die ehemalige Doppelstadt Berlin-Cölln vergleichsweise jung! Mit ihren knapp 782 Jahren. Doch woher stammt der Name meiner Geburtsstadt?

Schon mit sieben Jahren bekam ich Antwort auf eine Frage, die ich mir damals wahrscheinlich noch gar nicht gestellt habe. Die nach den Ursprüngen Berlins. Beim Rätsel einer monatlichen Kinderzeitschrift in der DDR habe ich zum ersten mal in meinem noch jungen Leben etwas gewonnen: ein Frage- und Antwort-Buch für Kinder.
Inzwischen liegt mein Gewinn über 30 Jahre zurück. Und das weiß ich nur, weil meine Mama es damals im Buch “Warum? Weshalb? Wieso?” notiert hat. Noch heute ist es in meinem Besitz. Und gleich die allererste Frage lautet: Woher stammt der Name Berlin?

DER BÄR – DAS SYMBOL UND WAPPENTIER VON BERLIN

Ich zitiere mal einen kleinen Part aus dem Buch, das zwar 1986 gedruckt wurde – doch an den geschichtlichen Fakten hat sich nicht viel verändert. Außer vielleicht wenn es um den Bärenzwinger im Köllnischen Park in Berlin-Mitte geht. Nach dem Tod von Schnute, der letzten Stadtbärin von Berlin im Jahr 2015, ist das Tiergehege am Märkischen Museum heute leer.

„Wer mit offenen Augen durch unsere Hauptstadt Berlin geht, wird immer wieder auf Bären stoßen. Sie schmücken Firmenschilder, eiserne Pumpen und Straßenbahnen, die erste Seite der “Berliner Zeitung” sowie unzählige Souvenirs.  Sie balgen täppisch miteinander auf dem schönen Ledererbrunnen am Werderschen Markt oder zeigen sich im Bärenzwinger am Märkischen Museum und im Tierpark. Seit über 700 Jahren ist Meister Petz das Wappentier von Berlin. So liegt es eigentlich auch nahe, den Namen der Stadt Berlin mit einem Bärlein in Verbindung zu bringen.”

So einfach aber ist des Rätsels Lösung nicht. Und auch wenn der Bär heute als Symbol und Wappentier fast untrennbar mit der Hauptstadt verbunden ist, stammt der Name Berlins nicht etwa vom zotteligen Tier ab. Trotz der phonetische Ähnlichkeit im Namen.

SIEGEL UND WAPPEN DER STADT BERLIN

Schaut man sich das älteste bekannte Siegel der Spreemetropole an – es stammt aus dem Jahr 1253 – zeigt das eben keinen Bären, sondern einen brandenburgischen Adler. Und der ist umgeben von einem Stadttor und mehreren Türmen. Siegel waren damals extrem wichtig. Wurden doch Verträge oder amtliche Verlautbarungen erst durch sie glaubhaft und rechtskräftig.

Und diese Siegel trugen immer das Symbol ihrer Städte: also Türme, Mauern, Tore sowie das Herrschaftszeichen ihres Landesherrn. Genau deshalb waren sie sich recht ähnlich. In der Folge kam es wahrscheinlich oft zu Verwechslungen.
Und das war die Geburt der “Redenden Wappen”. Sie wurden als eine Art Sinnbild den Siegeln zugefügt. Für Eberswalde beispielsweise ein Eber, für Strausberg ein Strauß oder für Lichtenberg ein Berg mit aufgehender Sonne.

Und der Bär? Er stand für Berlin und Bernau. Das Wappentier leitet sich also vom Stadtnamen ab, nicht umgekehrt!

Zum allerersten Mal erschien der Bär 1280 auf einem Gildebrief mit Siegel. Dafür dann aber gleich doppelt: links und rechts neben einem kurfürstlich-brandenburgischen Adler – dem Machtsymbol der Landesherren, den Hohenzollernfürsten. “Sigillum burgensium de berlin sum” lautet die Inschrift, was soviel bedeutet wie: “Ich bin das Siegel der Bürger von Berlin”. Der Gildebrief gilt als Geburtsstunde des Berliner Bären. Denn er ist der älteste bekannte schriftliche Nachweis der Stadt mit seinem Wappentier. Seitdem blieb der Bär ständiger Begleiter Berlins, im Siegel und im Wappen.

Seine Darstellung hat sich über die Jahrhunderte verändert. Lange war übrigens der Brandenburgische Adler das zentrale Symbol. 1338 wurde der Bär in einer Art Geheimsiegel zur Hauptfigur, der Adler schwebt an einem Band aber noch direkt über ihm. Die Adler Preußens und Brandenburgs wurden nach dem Ersten Weltkrieg entfernt. Erst 1935 – lange nach dem Zusammenschluss von Groß-Berlin – wurde der Berliner Bär dann zum alleinigen Wappentier.

Schautafel am Bärenzwinger beim Märkischen Museum Berlin Berliner Wappen
Während der Teilung Berlins gab es übrigens zwei unterschiedliche Wappen, beide allerdings mit schwarzem Bär. Der Osten führte das Wappen der Stadt weiter, mit stilisierter fünftürmiger Mauerkrone. West-Berlin grenzte sich von seiner östlichen Nachbarstadt ab: auf dem silbernen Schild mit neu gestaltetem Berliner Bär thronte eine fünfblättrige Laubkrone. Seit der Wiedervereinigung gilt dieses Berliner Wappen – von 1954 – nun für ganz Berlin.

Wenn der Bär als Wappentier aber nicht für die Herkunft des Namens Berlin verantwortlich ist, wer dann? Meine Spurensuche geht weiter, im zweiten Teil: Mythos Berliner Stadtname – der Berliner Bär (2).


WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:

Mein Tipp für Fans der Berliner Stadtgeschichte: Wer sich über Berlin informieren will, sollte unbedingt einen Besuch im Ephraim-Palais einplanen. Allein schon die Geschichte dieses repräsentativen Gebäudes ist spannend. Genauso wie die beiden Holzmodelle, die Berlin in den vergangenen Jahrhunderten zeigen. Aber auch im Märkischen Museum gibt es Wissenswertes und viel zur Geschichte der Hauptstadt! 

 

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