Oh, du fröhliche… Weihnachtssingen bei Union

Oh, du fröhliche… Weihnachtssingen bei Union

Alle Jahre wieder…  findet im Stadion „An der Alten Försterei“ das Weihnachtssingen statt. Übrigens das Älteste in deutschen Stadien. Begonnen hat die schöne Tradition 2003, als sich 89 Fans vom 1. FC Union zum gemeinsamen Singen an der Mittellinie trafen. Das war damals nur „halblegal“. Inzwischen ist das Einstimmen auf Weihnachten – einen Tag vor Heilig Abend – nicht nur im Berliner Bezirk Köpenick bekannt, sondern lockt Tausende ins eiserne Wohnzimmer von Union. Und das Event hat viele Nachahmer in der ganzen Fußball-Republik gefunden. Aber nur in Berlin gibt es das Original! 


Bei Bratwurst und Glühwein wird zu nächtlicher Stunde gemeinsam das Liederbuch durchblättert. Inzwischen zum sechzehnten mal, los geht es um 19 Uhr, wenn das Flutlicht erlischt. Die üblichen englischen Weihnachtslieder, die an den Feiertagen normalerweise rauf und runter gespielt werden, sucht man dort – zum Glück – vergebens. Statt dessen gibt es klassische deutsche Weihnachtslieder im eigens gedruckten Heft. Und das bekommt man zusammen mit einer Union-Kerze beim Einlass. Die ist tatsächlich äußerst wichtig, in zweierlei Hinsicht. Einmal natürlich sorgt sie für vorweihnachtliche Stimmung im Stadion. Denn beim Singen blickt man in ein einzigartiges Lichtermeer. Das Gefühl „morgen kommt der Weihnachtsmann“ stellt sich unweigerlich ein.

Hier noch ein kleiner Tipp: die Kerzen haben zwar eine Art Wind- und Tropfschutz, doch wenn ich mir meine Handschuhe vom letzten Jahr anschaue, zeigen sie noch immer eindeutige Wachsspuren. Also vielleicht nicht die neuesten Sachen aus dem Schrank holen. Die Kerze aber ist unverzichtbar für das besinnliche Ambiente im eisernen Wohnzimmer und sie hilft ungemein, um auf den Stadionrängen richtig mitträllern zu können. Denn wer bei all den Weihnachtsklassikern nicht textsicher ist, braucht den Blick ins Liederbuch.  Zwischendurch werden immer wieder Fan-Gesänge angestimmt und fehlen darf natürlich auch Nina Hagens Union-Hymne nicht. Zusammen mit den Weihnachtsliedern eine wirklich runde Mischung, selbst für nicht ganz so Fußball-Verrückte. Doch zumindest optisch passe ich mich mit einem dicken roten Schal der rot-weißen Fangemeinde an. Und wünsche natürlich dem Verein beim letzten Punktspiel des Jahres, das heute leider ausgerechnet im Erzgebirge statt findet, ganz viel Glück und viele Tore. Hoffentlich schaffen es die Fans vom Gastspiel in Aue wieder rechtzeitig zurück zu ihrem Unioner Weihnachtssingen in die kerzenbeleuchtete Heimspielstätte.

Ich selbst bin bisher nur zweimal im Fußball-Stadion gewesen. Beide Male aber hatten mit Union zu tun. Beim Auswärtsspiel gegen „Hannover 96“ habe ich vor ein paar Jahren das erste Mal die Atmosphäre live in einem Stadion kennen und lieben gelernt. Und wenn man die Geschichte hinter dem Verein und seiner Fans kennt, die aus eigener Kraft ihr Stadion selbst umgebaut haben, dann muss man den Zweitligisten und das Engagement seiner Mitglieder einfach lieben. Letztes Jahr dann sind wir an die heiß begehrten und meist schnell ausverkauften Karten für das Weihnachtssingen gekommen. Hier hat sich meine Familie sozusagen „warm gesungen“. Und sich im engsten Kreis getroffen, bevor an Heilig Abend dann die ganze Familienschar zusammen kam. Das war wirklich richtig schön und als mir mein Papa erzählte, es klappt dieses Jahr wieder, war die Freude groß.

Bei uns hat Singen eine lange Tradition. Nicht nur in der Weihnachtszeit, auch sonst im Jahr wurde vor allem zu größeren Festessen viel gesungen. Da fast alle in der Familie Mitglied im Chor sind. Was allerdings auf mich, meine Schwester und meine Cousine nicht zu traf. Besonders „schön“ wurde das stimmliche Spektakel bei einem Kanon, wenn ausgerechnet die drei Nicht-Chor-Sängerinnen eine Gesangs-Gruppe bilden sollten. Um der stimmlichen Allmacht an Weihnachten zu entkommen und das musikalische Programm etwas zu reduzieren, habe ich irgendwann Weihnachtsspiele aller Art ins Leben gerufen und werde hier jedes Jahr sehr kreativ. Sie haben nun – neben dem Singen – an Heilig Abend auch eine schöne Tradition bei uns. Tatsächlich gab es sogar mal ein Weihnachtsfest an dem das Weihnachtssingen ganz ausfiel, weil das Klavier nicht gestimmt und das Akkordeon vergessen wurde. Da allerdings fehlte mir wirklich etwas. Inzwischen singe ich, wenn auch nicht auf Chor-Niveau, wieder sehr gern. Und besonders, wenn das Akkordeon so manch schiefen Ton mit seiner Lautstärke überdeckt.

Doch heute beim Unioner Weihnachtssingen muss glücklicherweise nicht jeder Ton perfekt sitzen, es geht um das Gemeinschaftsgefühl und das Miteinander. Das ist ja eigentlich auch die Idee, die sich hinter Weihnachten verbirgt. Und so freue ich mich auf den einzigartigen Lichterglanz am Köpenicker Weihnachtshimmel, wenn 28.500 Menschen gemeinsam ihre Kerzen anzünden und sich zusammen auf Weihnachten fröhlich einstimmen. Dazu gehört auch die Weihnachtsgeschichte, die von einem Pfarrer vorgelesen wird und die seit ein paar Jahren auch bei der Unioner Weihnachtstradition nicht fehlen darf.

Der rbb überträgt ab 20.15 Uhr übrigens das Weihnachtssingen, ihr könnt also auch ganz gemütlich vorm Fernseher oder im Livestream das kultlige Event miterleben.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen fröhlich-festliche Weihnachtsklänge, einen „feinen“ Ton auch untereinander sowie besinnliche Festtage im Kreis unserer Lieben und einen schönen – hoffentlich für Union siegreichen – Jahresausklang.

Frohe Weihnachten, eure Rieke

 


Informationen zum Weihnachtssingen und zum 1. FC Union unter www.fc-union-berlin.de I 23. Dezember ab 19:00 Uhr I Stadion „An der Alten Försterei“ I An der Wuhlheide 263, 12555 Berlin

 

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