Olympiastadion Berlin I Teil 1

Olympiastadion Berlin I Teil 1

Licht und Schatten – Geschichte hautnah erleben

Das der Besuch vom Olympiastadion eine Art Untergrundführung wird, hat mich überrascht. Ich kannte das Berliner Stadion zwar schon von einem Konzertbesuch, doch seine geheimsten Winkel im Inneren hatte ich bisher noch nicht erkundet. 17,4 Meter geht es beispielsweise hinab ins unterirdische Atrium. Ein kleiner „Abstieg“. Und mit jedem Schritt in die Tiefe sinken die Temperaturen. Das ist – gerade an heißen Tagen – besonders angenehm. Wer eine Stadion-Tour mitmacht erlebt aber nicht nur eine erfrischende Abkühlung unter der Erde, sondern darf dabei einen Blick hinter die Kulissen eines Fünf-Sterne-Stadions werfen. Mit besonders viel Liebe und Leidenschaft wird von den Tourguides dabei ein Stück Berliner und natürlich auch ein Stück Deutscher Geschichte vermittelt und erlebbar gemacht. Schließlich ist das Stadion für die Olympischen Sommerspiele 1936 gebaut worden. Der Geist der Vergangenheit ist in fast jedem Winkel zu spüren, aber genauso auch der Blick in die Zukunft. 

Für technikbegeisterte Besucher, die keine Angst vor schwindelerregender Höhe haben, geht es sogar bis ganz nach oben. Zu sehen ist das Stadion dann aus der Vogelperspektive. Denn seit Juni gibt es öffentlich geführte Techniktouren, die euch auf das Zwischendach hinauf oder in den Medientunnel hinunter bringen. Ein wirkliches Highlight! Dazu später mehr im zweiten Teil „Auf- und Abstiege – neue Technik-Tour & Herthas Auszugspläne“.


SAISONERÖFFNUNG

Mein „Date“ mit dem Olympiastadion Berlin liegt schon etwas zurück. Es ist Anfang April. Die Hauptsaison geht gerade los, mit längeren Öffnungszeiten von 9 bis 19 Uhr. Vereinzelt stehen Sonnenliegen auf dem satten Grün. Allerdings nur zur Saisoneröffnung und natürlich vor dem Stadion, nicht auf dem heiligen Rasen! Dort ist das Betreten strengstens verboten. Schließlich ist der grüne Teppich stattliche 200.000 Euro wert. Einmal im Jahr wird er ausgetauscht und komplett erneuert. Was hier liegt ist natürlich kein normales Grün. Mit dem DFB als Partner gibt es besonders hohe Ansprüche. Und außer Fußballstars und Greenkeeper-Team – verantwortlich für die Rasenpflege – darf keiner rauf. Anfang April aber kommen Besucher dem gut gepflegten Grün trotzdem ein kleines Stückchen näher als sonst. Dann darf man einen Teil der blau-weißen Laufbahn betreten. Frau (also ich) sogar mit 8 Zentimerter-Absätzen. In gemütlichem Schritt-Tempo versteht sich. Schließlich möchte ich den Blick in diese gigantische Kulisse genießen und keinen neuen Weltrekord laufen. Den hat Usain Bolt – noch immer der schnellste Mann der Welt – auf Bahn Nummer Vier aufgestellt. Mit 9,58 Sekunden und einem Spitzentempo von 44,72 – km/h. Wie gesagt, ich bin etwas langsamer unterwegs… Und erkunde zum Fotografieren schon mal das Stadion, bevor unsere Führung losgeht.

UNBEKANNTE ECKEN IM OLYMPIASTADION BERLIN

Später aber kann ich – passend zu meinem „Lauf“ auf der Stadionbahn – noch die unterirdische Aufwärmhalle mit der 120 Meter langen Trainingslaufbahn bewundern. Übrigens einer der Orte, die man nur bei einer geführten Tour zu sehen bekommt. Hier wärmte sich der Sprint-Star am Abend vom 16. August 2009 auf. Abgeschirmt von Publikum und Presse. Selbige ist heute oft in diesem Raum anzutreffen, denn in der ursprünglich geplanten Sporthalle finden inzwischen die großen Pressekonferenzen statt.

Und an noch einen besonderen Ort geht es in der Highlight-Tour, die ich mitmache. Dann heißt es: Platz nehmen im gepolsterten VIP Sessel auf der Haupttribüne. Dort, wo man als Normalsterblicher eher selten hinkommt und heute Größen aus Sport und Politik sitzen. Hier befinden sich – auf vier Ebenen verteilt – die besten Plätze vom Stadion. Ein wirklich unglaublicher Blick bietet sich mir, hinein in einen fast menschenleeren Innenraum. Bilder der Fußball-Weltmeisterschaft von 2006 kommen mir in den Kopf, mit jubelnden Massen und einem voll besetzten Olympiastadion.

Ursprünglich für 100.000 Menschen gebaut, hat das Stadion heute Platz für knapp 75.000. Und ist damit drittgrößtes Fußballstadion in Deutschland. Übrigens sind die damals günstigsten Plätze heute die teuersten. Auch das erfahre ich vom Tourguide. Wo sich einst die Menschen auf Stehplätzen – dicht an dicht aneinander drängten – ist nun hinter Glas jede Menge Platz. In den luxuriösen VIP-Logen.

VERGANGENHEIT & ERSTER STADIONBAU

Doch zurück zur Ehrentribüne. Dort sitzt unsere Besuchergruppe und erfährt von unserem Guide viel über das Stadion und seine Anfänge. Ein Highlight – auch wenn das fast schon makaber klingt – ist sicher die ehemalige Führerloge. Hier saß 1936 der mächtigste Mann Deutschlands. Der drei Meter Balkon auf dem Hitler einst Platz nahm, wurde aber auf Befehl der britischen Militärverwaltung nach Kriegsende zurück gebaut. Um dem Nazi-Kult entschieden entgegen zu wirken. Und den Ort, an dem sich der Diktator feiern ließ, für immer zu zerstören. In der Führung tauchen natürlich Fragen zu dieser Epoche auf. Und Fragen stellen ist wichtig. Sich bewusst machen wie und mit welchem Zweck dieser denkmalgeschütze Bau entstanden ist, wer hier gesessen und gejubelt hat. So ist es mit geschichtsträchtigen Bauten. Sie sind Teil dieser Stadt, gehören zur Stadtgeschichte. Und im Fall vom Berliner Olympiastadion sind sie auch Teil der Geschichte Deutschlands. Genau Hinschauen – nur so findet Aufarbeitung und Auseinandersetzung statt. Und das gelingt den Guides im Stadion wirklich auf eine ganz besondere Weise.

Und ja, das Olympiastadion hat eine dunkle Vergangenheit. Eine ganz eigene „Biografie“. Gebaut wurde es zwischen 1934 und 1936 für die Olympischen Sommerspiele. Auch wenn die Bewerbung dafür noch in die Zeit der Weimarer Republik fiel, die Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 änderte alles. Die Symbole der NS-Zeit sind auch heute noch präsent und deutlich sichtbar. Etwa auf der Olympiaglocke. Am unteren Rand – neben dem Schriftzug Berlin – befindet sich beispielsweise ein Hakenkreuz. Durch das Symbol und das Datum 1.-16. August zieht sich ein großer Riss. Die Rückseite ziert das Brandenburger Tor und vorn auf der Glocke hat der Reichsadler die olympischen Ringe fest in seinen Fängen. Darunter ist zu lesen: „Ich rufe die Jugend der Welt.“ Ursprünglich befand sich der Stahl-Gigant im Glockenturm und läutete von dort die Spiele am ersten Tag feierlich ein. Vom Krieg stark beschädigt, wurde er aber gesprengt. Inzwischen ist der 77 Meter hohe Turm wieder aufgebaut und bequem mit einem Fahrstuhl zu erreichen. Die Glocke mit Hakenkreuz, Reichsadler und Projektil-Durchschuss aber sucht man dort vergebens. Sie steht als Denkmal vor dem Südtor und symbolisiert gleichermaßen Aufstieg und Fall des Nationalsozialismus.

Das Gelände aber hat sogar eine Geschichte, die noch weiter zurück reicht. Bis in die Kaiserzeit. Ich wusste beispielsweise nicht, dass Berlin bereits 1912 als Austragungsort für die Olympischen Spiele bestimmt war. Architekt Otto March wurde für das olympische Bauvorhaben beauftragt. Und pünktlich zum 25-jährigen Thronjubiläum von Kaiser Wilhelm II. eröffnete das Deutsche Stadion – der Vorgängerbau – im Jahr 1913. Es bot 30.000 Menschen Platz. Der Erste Weltkrieg aber verhinderte, dass die Olympischen Spiele 1916 überhaupt statt fanden. Zwanzig Jahre später dann ein erneuter Versuch für Berlin. Dafür musste Deutschlands erster Stadiongroßbau allerdings weichen. Das inzwischen zu kleine Deutsche Stadion wurde 1934 schließlich abgerissen. Und Werner March, der als Architekt in die Fußstapfen seines Vaters trat, baute nun an gleicher Stelle. Noch größer, noch monumentaler. Das Berliner Olympiastadion.

BAU NACH ANTIKEM VORBILD

Sichtachsen spielten bei der Planung und beim Bau eine große Rolle. Preußen- und Bayernturm – verbunden durch die Olympischen Ringe – führen vom Haupteingang direkt zum Stadion. Und das wirkt mehr als imposant, ist es doch nach römischem Vorbild vom Kolosseum erbaut.

Wie im alten Rom fühle ich mich zwar nicht, aber dennoch in eine andere Zeit versetzt. Sogar die Strahler wirken antik, fast wie kleine Fackeln, was das Heroische der Architektur noch deutlicher unterstreicht. Mit einem wechselvollen Spiel von Licht und Schatten. Das Olympiastadion ist soviel mehr als „nur“ eine Sportstätte. Es ist ein architektonisches Wahrzeichen von Berlin, das man nicht nur von sportlichen oder musikalischen Großveranstaltungen kennen sollte. Sondern als Sehenswürdigkeit dieser Stadt gesehen haben muss. Denn der Kolos aus fränkischem Muschelkalk hat neben seinen dunklen Schattenseiten, auch viele glanzvolle Momente erlebt.

MARATHONPLATEAU MIT EHRENTAFELN & FEUERSCHALE

Steht man auf dem Marathonplateau hat man einen unvergleichlichen Blick in das Stadion hinein. Hier finden sich aber auch „Zeitzeugen“ der Geschichte. Beispielsweise die Ehrentafeln der Sieger von 1936. Kurz vor ihrem Konzertbeginn haben auch Beyoncé und Jay-Z in diesem Jahr davor gestanden. Um Jesse Owens zu ehren, der mit vier Goldmedaillen damals erfolgreichster Spieler wurde. Ein Leichtathlet mit afroamerikanischen Wurzeln. Das passte natürlich nicht ins Konzept der Propaganda-Spiele.

Nur weniger Meter von den Gedenktafeln entfernt, steht die überdimensional große Feuerschale für das Olympische Feuer. Die Flamme wurde 1936 übrigens zum ersten mal in der Geschichte der Spiele aus dem griechischen Olympia in die austragende Stadt gebracht. Ins 3000 Kilometer entfernte Berlin. Und seitdem gibt es den Olympischen Fackellauf. Erfunden vom Berliner Organisationskomitee!

Eine weitere Premiere feierten die Olympischen Spiele damals. Sie wurden groß im Radio und Fernsehen inszeniert und als erste Großsportveranstaltung live im Fernsehen übertragen. Man erreichte Millionen, nicht nur im deutschen Reich. Faszination für die Massen. Man wollte der Welt ein  friedliches und offenes Deutschland zeigen und sich gleichzeitig als Großmacht präsentieren. Die nationalsozialistische Architektur des Olympiastadions tat ihr übriges dazu.

MAIFELD

Durch das offene Marathon-Tor hindurch wird der Blick auf das Maifeld und den dahinter liegenden Glockenturm gelenkt. Die Lücke gibt es nicht ohne Grund, denn hier fanden zur NS-Zeit große Aufmärsche statt. Mit dem Neubau vom Flughafen auf dem Tempelhofer Feld verschwand nämlich der dortige Paradeplatz aus der Kaiserzeit. Nun hatte man eine neue Kulisse für große Propaganda-Veranstaltungen gefunden. Zu den Olympischen Spielen war das Feld aber natürlich auch Wettkampfplatz für einige Sportarten, Polo zum Beispiel. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte hier übrigens auch das Britische Militär regelmäßig den bei den Briten so beliebten Sport, bis zum Truppenabzug 1994. In dieser Zeit war das Areal allerdings streng bewachtes Militärsperrgebiet, mit britischem Hauptquartier. Einmal jährlich fand dann auch wieder eine Parade statt. Zu Ehren der Queen und ihrem Geburtstag. Mehrmals war die Monarchin selbst anwesend und verlieh dem Ort so königlichen Glanz.

EVENTS ERLEBEN – BEWÄHRUNGSPROBE FÜR DEN RASEN

Heute kann man auf dem Maifeld statt Militär- oder Geburtstagsparaden große Feuerwerkskunst bestaunen, wenn die weltweit besten Pyrotechniker ein Sternenmeer am Himmel entfachen. Dann ist die Pyronale mal wieder zu Gast und sorgt für neue, spektakuläre Glanzmomente.

Ein Dauergast im Stadion ist natürlich auch Hertha BSC. Das Olympiastadion ist – zumindest bis zum Jahr 2025 – Heimspielstätte vom Bundesligisten. Viele Besucher verbinden dadurch das Stadion natürlich in erster Linie mit Fußball, auch das DFB-Pokalfinale wird hier ausgetragen. Und das schon seit 1985. Es ist Höhepunkt und gleichzeitig Ende der laufenden Fußballsaison. Auch ISTAF oder Leichtathletik-EM gehören als Sportereignis fest zum Terminkalender.

Doch nicht nur der Sport spielt eine große Rolle. Für Fußballfreunde ist die Sommerpause die wohl schlimmste Zeit. Dann aber starten die großen Events der Musikbranche im Stadion. Wenn die Fußballsaison pausiert, geht die Konzert- und Open Air Saison erst so richtig los. Auf den Rängen und auch im Innenraum. Doch wie verkraftet es der Rasen, wenn 25.000 Menschen auf ihm stehen? Laufbahn und Rasen im sogenannten Infield werden dann mit speziellen Abdeckplatten bestückt. So ist das heilige Grün bestens geschützt. Die luftdurchlässigen Kunststoffmatten werden übrigens erst kurz vor den Veranstaltungen verlegt und danach direkt wieder entfernt, damit sich der Rasen schnell erholen und aufrichten kann. Was zu sehr in Mitleidenschaft geraten ist, wird natürlich ausgetauscht und mit neuen Stücken versehen. Denn das Infield mit seinem Rasen ist heilig! Klar, dass es da ein paar Regeln beziehungsweise Verbote gibt…

Große Musik-Events mit Auftritten von Guns N‘ Roses, der Stones, von Beyoncé und Jay-Z, Helene Fischer oder Ed Sheeran gab es 2018. Und im September macht das Lollapalooza Berlin – Deutschlands größtes Musik-Festival – erstmals auf dem Open-Air Gelände Station. Das ehemalige Reichssportfeld und heutige Olympiagelände wartet also mit vielen neuen Erlebnissen und Veranstaltungen auf. Von der Vergangenheit gelöst, ohne sie aber zu vergessen. Das wird auch in den Führungen mehr als deutlich. Ich selbst kannte das Stadion bisher nur von einem Madonna-Konzert. Das aber ist inzwischen auch schon wieder zehn Jahre her. Bei der Stadionführung erfahre ich sogar noch eine kleine Anekdote über die Popdiva und andere Musikgrößen. Doch diese wohl gehüteten Geheimnisse werden erst tief unter der Erde verraten. In den Künstler- und Umkleidekabinen.

ABGETAUCHT IN DIE UNTERWELT VOM STADION

Bis zur Hälfte ist der geschichtsträchtige Bau in die Erde gebaut. 17,4 Meter an seinem tiefsten Punkt. Genau dorthin führt uns der Guide. Und wir gehen exakt den Weg, den auch die ganz großen Fußballer bei ihren Spielen nehmen.

Über den Spieleraufgang, vorbei an zahlreichen Trikots, die an den Wänden hängen, geht es zu den Spielerkabinen inklusive Mannschaftsduschen und großem Whirlpool. Der aber ist nicht gefüllt. Blitzblank sieht es hier aus. Doch das ist wohl nicht immer so. Es soll schon mal vorkommen, dass am Tag nach einem Spiel, der Putz-Trupp noch nicht da war. Unser Tourguide muss es wissen. Und dann gibt es für die Besucher während der Führung eine kleine Ahnung vom Ausmaß der Siegesfeier oder eben von der Niederlage. Vielleicht bekommt man sogar etwas Persönliches der Fußballstars in die Hände, meint zumindest unser Guide… Ob es am Ende nur eine verschwitze Socke oder gar ein Trikot ist, ausprobieren würde ich sagen! Und den Besuch im Olympiastadion mal gezielt mit dem Spielplan abstimmen.Hier unten aber halten sich nicht nur Fußballspieler auf, auch so manche Künstler. Die kargen Mannschaftsräume – insgesamt gibt es sechs Umkleidekabinen – sind nach dem Umstyling allerdings kaum wieder zu erkennen. Nicht so bei Bruce Springsteen, wie ich erfahre. Er wollte in den Räumen weder exotische Palme noch gemütliche Couchlandschaft. Oder gar eigenen Fitness-Raum wie Madonna. Schlicht und simple sollte es sein. Als Coldplay dann auf Stadiontour im Olympiastadion waren, wollten sie es in ihrer Künstlergarderobe exakt so, wie es auch der „Boss“ ein paar Tage vor ihnen hatte. Als sie alles unverändert vorfanden, sollen sie etwas erstaunt gewesen sein. So manche Künstler haben aber auch sehr besondere Wünsche. Und nicht immer sind die so einfach zu erfüllen. Keith Richards – Gitarrist der Rolling Stones – hat 2006 in seine Künstlergarderobe einen Pooltisch bringen lassen. Ein echter Kraftakt, denn die Zugänge zum Sportlereingang sind eher schmal. Wie bei einer normalen Haustür. Irgendwie geklappt haben muss es am Ende aber doch, nur soll die Rocklegende den Billardqueue nicht ein mal in die Hand genommen haben. Ob Richards diesen außergewöhnlichen Wunsch 2018 erneut äußerte, wer weiß. Diese und andere nette Anekdoten gibt es zu hören, wenn man eine der Führungen mitmacht. Dann gelangt man auch ins Atrium. Dort finden Aftershow-Parties statt und die Spieler feiern sich und ihre Siege.

Über vier Stockwerke hinauf – alle unterirdisch – erstreckt sich der gesamte VIP-Bereich, in dem bis zu 1.700 Menschen Platz haben. Ja, unsere Gruppe wirkt etwas verloren in diesen riesigen Hallen. Vorbei geht es dann an der Players Lounge und wir nehmen Kurs auf einen deutlich kleineren Raum.

STADIONKAPELLE

Nur ein paar Meter entfernt befindet sich die eigene Stadionkapelle, deren Wände mit Blattgold verziert sind. Und die man deshalb nicht berühren darf. Zu empfindlich ist die hauchdünne Schicht. Nach der Fußballweltmeisterschaft aber brauchte die Kapelle einen neuen Anstrich oder vielmehr Auftrag. Denn Blattgold wird wirklich Blatt für Blatt mit einem Pinsel und von Hand an die Wand gebracht. Ja, da haben sich 2006 wohl ein paar Fußballer zuviel mit ihrem Kuss am goldenen Kreuz verewigt. Geküsst wurde hier übrigens auch schon beim Eheversprechen beziehungsweise bei einem Heiratsantrag, den es in der Kapelle einmal gab. Eine Kapelle – tief unter der Erde. Und hier wird auch unsere Gruppe ganz still. Alle sitzen auf den schweren dunklen Steinhockern und halten Inne. Das Läuten der Glocken kommt übrigens vom Band. Aber immerhin – die Tonbandaufnahme wurde in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche aufgenommen.

GEHEIM-TIPP: AB INS KÜHLE NASS

Ich bekomme zwar weder Heiratsantrag noch Kuss, aber dafür später einen kleinen Geheim-Tipp von unserem Guide. Verabschiedet werden wir am Marathonplateau. Und von hier ist der Weg zum Schwimmbad nicht weit. Das Bad hinter dem Stadion kannte ich noch nicht. Aber wie in jedem Freibad der Berliner Bäderbetriebe kann man an schönen Sommertagen schwimmen. Im 50 Meter-Becken, natürlich mit olympischen Maßen. Und bei so einer Kulisse – mit dem Olympiastadion vor Augen – sollte man seine Bahnen auch mal ohne Schwimmbrille ziehen. Und die Aussicht genießen.

FAZIT

Nach über zwei Stunden auf meinen 8 Zentimeter-Absätzen, muss auch ich einmal ausruhen. Eine der Sonnenliegen ist gerade frei geworden. Soviel Geschichte denke ich, während ich fleißig Sommersprossen sammle. So viele außergewöhnliche Ereignisse, die hier statt fanden und so viele Fotos, die ich geschossen habe. Als ich dann auf dem großen Parkplatz ein letztes Foto mache – es wird später das Titelbild – habe ich einen Gedanken: hoffentlich darf das Olympiastadion seinen wunderschönen Namen behalten. Und wird nicht irgendwann nach einem zahlungskräftigen Hauptsponsor von Hertha BSC umbenannt. Denn natürlich waren auch die Schlagzeilen um den geplanten Umbau vom Olympiastadion oder einen Stadionneubau für den Bundesligisten Thema in der Führung.

Am Ende meines Besuchs aber verdränge ich den Gedanken daran und bin einfach nur überwältigt. Von diesem architektonisch einmaligem Denkmal, das so viel Geschichte und Geschichten in sich vereint. Hoffentlich habe ich euch Lust gemacht, diesen besonderen und zu großen Teilen unterirdischen Ort einmal zu besuchen. Der bei sonnigem Wetter – zwischen Licht und Schatten – wirklich einzigartige Fotomotive bietet.


FÜHRUNGEN & BESUCHSMÖGLICHKEITEN

Auf eigene Faust: Ihr könnt euch kostenlos die Olympiastadion Berlin App auf das Handy laden und werdet dann durch das Gelände navigiert und mit vielen Informationen versorgt. Alternativ kann man das Gelände mit einem Multimedia Guide erkunden, den ihr im Besucherzentrum ausleiht.

Besichtigung: 8 Euro I Multimedia Guide: 2 Euro

Im Rahmen von geführten Touren: Hier wird Geschichte wirklich lebendig präsentiert! Und ihr kommt natürlich in Bereiche, die sonst für die Öffentlichkeit gesperrt sind. Außerdem erfahrt ihr jede Menge über die einzigartige Sport- und Architekturgeschichte dieses Ortes, profitiert also von dem Insiderwissen der Guides. Ich habe übrigens die Highlight-Tour mitgemacht. Daneben gibt es noch die Premium-Tour, bei der ihr zusammen mit dem Guide on top das umliegende Olympiagelände erkundet. Hertha-Fans kommen bei einer Führung über das Vereinsgelände von Hertha BSC auf ihre Kosten. Und seit dem 10. Juni 2018 gibt es öffentlich geführte Technik-Touren. Bei allen Führungen ist der Eintritt auf das Gelände inbegriffen.

Führungen: Highlight-Tour 11 Euro I Premium-Tour 13 Euro I Hertha BSC-Tour 12 Euro I Technik-Tour 25 Euro

Ob nun auf eigene Faust oder im Rahmen einer Führung, los beziehungsweise in das Olympiastadion geht es vom Besucherzentum aus. Und natürlich kommt man nur an veranstaltungsfreien Tagen auf das Gelände.

Besucherzentrum am Osttor I Olympischer Platz 3, 14053 Berlin I www.olympiastadion.berlin

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